aktuelle Entwicklung an den Kapitalmärkten

haben wir uns erst vor wenigen Wochen noch über neue Höchstmarken an den Börsen erfreut, so sieht die Welt anscheinend für viele Investoren oder vielleicht den Großteil der deutschen Bevölkerung seit dem 24. Februar 2020 ganz anders aus. Zeit für eine Bestandsaufnahme, insbesondere da nach dem Ausbruch des Öl-Preiskrieges zwischen Saudi-Arabien und Russland die Talfahrt an den Kapitalmärkten eine deutliche Beschleunigung erfahren hat.

Rückblick und Einschätzung

Erst am 19.02. erreichte der Dax mit 13.795 Punkten einen neuen Rekordstand. Vorneweg gilt festzuhalten, dass der Dax nun nicht gerade der Parameter ist, an dem man seine Anlageentscheidungen ausrichten sollte, dennoch gilt er für viele deutsche Sparer als “Fieberthermometer”. Schaut man über den großen Teich, so hatten wir auch in den USA im Februar neue Börsenrekorde.

Der Mensch – und da nehmen wir uns nicht aus – gewöhnt sich sehr schnell an den neuen Kontostand, kommentiert diesen nicht weiter und lässt Gewinne laufen. Schwankungen der letzten Jahre und so manche historische Krise wird weggelächelt und die Börse ist der Glückshafen eines jeden Sparers, der bei allen anderen Anlageformen schon lange vergeblich nach dem Wort “Ertrag” sucht.

Seit Montag, dem 24. Februar ist alles anders?

Wie so oft kommt es dann plötzlich und in kurzer Zeit ganz anders. Innerhalb weniger Tage schmelzen die aufgelaufenen Buchgewinne der vergangenen Wochen, vielleicht sogar Monate wie ein Eisberg an einem warmen Frühlingstag dahin.

Negative Nachrichten überschlagen sich und nicht nur Anleger, sondern gefühlt die ganze Menschheit wird binnen weniger Tage zu "Betroffenen".

  • “Virus-Symptome an der Börse – Dax tiefrot erwartet”
  • "Für den Notfall: Welche Vorräte sollten Sie zu Hause haben"
  • "Neue Fälle in Deutschland: Zwei Männer im Krankenhaus"
  • "Corona – Wie ernst ist die Lage?"

Am Freitag, den 06. März 2020 stehen wir am deutschen Markt knapp bei rund 11.500 Punkten. Bezieht man das auf die gerade erreichten Höchststände, so hatten wir bis dato rund 17 % vom Höchststand verloren und lagen bei den Kursen wie erst im Oktober 2019 – doch der ist schon längst Vergangenheit.

Mit der Eröffnung der Börse am 9. März und dem am vorhergehenden Wochenende eskalierenden Öl-Streit zwischen Saudi-Arabien und Russland erfuhren die Märkte nochmals einen herben Rücksetzer. So brach der Dax in der Spitze um fast 10 Prozent ein und notierte am Abend bei rund 10.500 Punkten. Dies ist nun das gleiche Niveau wie am 28. Dezember 2018, dem Ausbruch des Handelskonfliktes zwischen den USA und China.

Der Einkauf im Supermarkt bestätigt die Vermutung, der Mensch sei ein Herdentier und die Panik hat einige schon vor der Pandemie erreicht.

Die Börse folgt dieser Regel. War es vor 14 Tagen noch die Gier nach Erträgen in einer zinslosen Welt, so kippt die Stimmung schlagartig in panische Angst. Hat man über Monate nichts in den Medien zu den steigenden Kursen an den Märkten gelesen, so liest man nun fast stündlich über den neuen Super-Crash an den Weltbörsen durch unterbrochene Handelsketten, geringeres Wirtschaftswachstum und das Absaufen Chinas als einstiger Treiber des globalen Welthandels. Hinzu kommt nun im wahrsten Sinne des Wortes noch weiteres Öl ins eh schon brennende Feuer.

Anders als bei der Dotcom Blase oder der Finanzkrise kann man aktuell nicht von einer Systemkrise sprechen, sondern eher von einem externen Schock. Der Unterschied zwischen beidem ist, dass externe Schocks historisch oft sehr kurz und heftig ausfallen und in der Regel sehr schnell zu einer gewissen Normalität zurückgekehrt wird. Bei einer Systemkrise ist das anders und die Auswirkungen sind sicher gravierender. Ob sich der externe Schock jedoch zu einem langfristig nachhaltigen Problem der Finanzwirtschaft ausweiten wird, bezweifeln wir aus historischen Erkentnissen.

Was bedeutet das für Sie?

Von den Februar-Höchstständen sind wir jetzt um die 30 Prozent entfernt.

Sehen wir uns eine Analyse des US-Vermögensverwalters First Trust an. Sie untersucht die Auf- und Abschwungphasen – im Börsendeutsch: Bullen- und Bärenmärkte – an der Wall Street seit 1926.

  • Ein vollständiger Bullenmarkt dauerte im Mittel 12,8 Jahre und brachte ein durchschnittliches Plus von 534 Prozent
  • Ein vollständiger Bärenmarkt dauerte im Mittel 1,5 Jahre und brachte ein durchschnittliches Minus von 41 Prozent.
  • Der längste Bullenmarkt dauerte 15,1 Jahre und brachte ein Plus von 936 Prozent.
  • Der längste Bärenmarkt dauerte 2,8 Jahre und brachte ein Minus von 83 Prozent.
  • Vier Bullenmärkte dauerten länger als der aktuelle und brachten höhere Gewinne.

An der Börse gibt es zwei Risiken!

An den Aktienmärkten gibt es zwei Risiken – dabei zu sein, wenn es fällt und nicht dabei zu sein, wenn es wieder steigt. Aus der oben beschriebenen Statistik leiten wir ab, dass Abwärtsphasen immer wieder und das meist heftig und sehr dramatisch auftreten. Historisch betrachtet wurden dabei immer die Mutigen belohnt, die sich gerade dann getraut haben zu investieren, wenn keiner mehr an eine bessere Welt glaubt.

Aktuell denken wir jedoch, dass es noch zu früh ist, sehr mutig zu sein, denn auch die nächsten Tage und Wochen werden sicher nicht ganz ruhig an den Märkten verlaufen. Die aktuelle Entwicklung wird sehr schnell die Notenbanken auf den Plan rufen, deren Pulver jedoch schon ziemlich ausgeschöpft ist.

Die Weltwirtschaft wird vermutlich in eine Rezession abtauchen. Die Frage ist nur, wie viel von diesen Szenarien bereits in den Kursen enthalten ist und was da noch kommt.

Was konkret können Sie unternehmen?

Grundsätzlich gibt es drei Szenarien:

1. abwarten, bis das alles wieder vorbei ist und aktuell keine Depotauszüge und Börsennachrichten lesen

2. günstig Nachkaufen und sukzessive Ihre unverzinsten Spareinlagen und Festgelder in den Markt investieren

3. wenn Sie den aktuellen Schmerz nicht vertragen – alles verkaufen und auf Nummer “sicher” gehen bzw. den aktuellen Depotbestand realisieren.

Wie kann das konkret für unterschiedliche Investorentypen aussehen?

Investoren-Typ 1 – Sie sind noch nicht investiert und haben 100.000 Euro Cash bzw. Fest- oder Tagesgelder?

Wenn Sie noch nicht investiert sind, so bieten die aktuellen Kurse und die kommenden Woche vermutlich deutliche Rabatte beim Einkauf. Sollten Sie beispielsweise Festgeld bzw. Liquidität über 100.000 Euro besitzen, so können Sie Ihr Kapital z.B. nun sukzessive in den nächsten 3 Jahren investieren. Der längste Abschwung an der Börse dauerte 2,8 Jahre. Sollte sich dieses Szenario wiederholen, so kaufen Sie in den nächsten 36 Monaten sukzessive zu unterschiedlichen Preisen in fallende Märkte. Langfristig werden Sie vermutlich mit ausgezeichneten Renditen belohnt werden, denn die Welt normalisiert sich und es gibt auch ein Leben nach Corona und Ölpreisschock. Sie können Ihren Investitionszeitraum natürlich auch reduzieren und beispielsweise auch über 12 Monate sukzessive investieren, also jeden Monat beispielsweise 8.000 Euro, denn im Mittel dauert eine Korrektur maximal 15 Monate.

Investoren-Typ 2 – Sie sind teilweise investiert und besitzen 100.000 Euro im Depot und 100.000 Euro in Cash bzw. Fest- oder Tagesgelder?

Vor einigen Tagen konnten Sie sich noch über Höchststände im Depot freuen. Die Gewinne sind nun ziemlich schnell dahin geschmolzen und der ein oder andere Anleger hadert mit seinen Entscheidungen. Tagesaktuell sehen wir die gleichen Kurse wie nach Ausbruch des Handelskrieges zwischen der USA und China. Der Markt hatte binnen weniger Tage ebenfalls 2.000 Punkte verloren und der Dax fand sich dann bei 10.500 Punkten am 28.12.2018 wieder.

Wenn Sie jetzt weitere Liquidität besitzen, so würde es sich vermutlich ebenfalls – wie bei Investorentyp 1 – langfristig auszahlen, ab sofort in Raten auf 12 bis 36 Monate zu investieren, denn weder Sie noch wir noch sonst jemand findet den richtigen Punkt für den optimalen Einstieg in den Markt. Sollten Sie also weitere 100.000 Euro Cash besitzen, so wäre es eine Option, ab sofort in Raten nachzukaufen. Hierbei sollten Sie keine überstürzten Handlungen vornehmen und zu gierig zu sein, denn der Markt ist derzeit äußerst nervös. Historisch betrachtet sollte die aktuelle Phase vermutlich günstige Chancen für den besonnen Investor liefern.

Investoren-Typ 3 – Sie sind voll investiert und besitzen 100.000 Euro im Depot

Sollte Ihr ganzes Vermögen aktuell voll investiert sein, so gilt es, kühlen Kopf zu bewahren. Niemand weiß, wie lange diese Korrektur noch anhalten wird, doch auch Sie wird ein Ende finden. Für den voll investierten Anleger gibt es heute drei Optionen:

  • Sie verkaufen sofort alles und verabschieden sich sofort vom Aktienmarkt und gehen an die Seitenlinie.

Wenn Sie den Schmerz nicht vertragen, dann sollten Sie aussteigen. Damit können Sie vielleicht wieder ruhiger schlafen, treffen jedoch eine Entscheidung, die historisch betrachtet fast immer die falsche war.

Denn ob Sie je wieder an die Börse und Märkte zurück kehren, können nur Sie entscheiden. Wenn Sie nicht zurück kehren, dann verabschieden sich damit auch von dem Hauch einer Chance, jemals in den nächsten 20 bis 25 Jahren nochmals Ertrag mit Geldanlagen zu erwirtschaften, denn auf der Zins-Seite wird sie keine Alternative erwarten.

10-jährige Staatsanleihen notieren heute bei Minus 0,83 p.a. Dies bedeutet, nach 10 Jahren erhalten Sie exakt für 100.000 Euro nur noch 92.000 Euro garantiert zurück. Dieser “Negativzins” wird sehr kurzfristig auf alle Anlageklassen im Zinsbereich durchschlagen – Ihr Tagesgeld, Ihr Festgeld, Ihre Lebensversicherung, Ihre Rentenversicherung. Alles was mit Zinsen zu tun hat.

  • Sie realisieren 50 % Ihres Depots und kommen in Raten wieder in den Markt zurück

Wenn Sie jetzt 50 % auf aktueller Basis realisieren, so folgen Sie einer sogenannten Salomonischen Lösung. Sie bleiben mit der Hälfte investiert, um davon zu profitieren, wenn die Märkte wieder steigen und verpassen mit den anderen 50 % die Rückkehr. Die 50 % Cash bringen Sie dann analog Investorentyp 1 und 2 in 12 bis 36 Monaten in den Markt zurück. Wenn die Märkte weiter fallen, so haben Sie noch genügend Cash, um ggfs. anstehende Investionen zu tätigen.

  • Sie unternehmen nichts

Sie bleiben investiert und vertrauen auf bessere Tage. Sicher werden wir gemeinsam in den nächsten Tagen und vermutlich auch Wochen einige Turbulenzen durchstehen. Weder sind wir Virologen noch kennen wir die geldpolitischen Reaktionen der Notenbanken auf die aktuellen Entwicklungen. Auch wissen wir nicht, ob sich das ganze Thema so schnell verflüchtigt, wie es gekommen ist und wir in ein paar Wochen schon über andere Themen sprechen. Wenn Sie Ihr Geld in den nächsten Monaten nicht unbedingt benötigen, dann mit uns gemeinsam “Augen zu und durch”.

Fazit:

Wir besitzen weder eine Glaskugel noch sind wir Virologen. Aus der Historie kann man jedoch ableiten, dass diese Situation eine völlig neue für viele Marktteilnehmer und Investoren darstellt. Faktisch gilt derzeit die “Angst” als größtes Risiko einzustufen, viel mehr vermutlich als die Bedrohung durch einen Virus oder die aktuellen Verwerfungen am Ölmarkt.

Wie schon beschrieben, lässt sich die Masse an der Börse von zwei Indikatoren leiten: Gier und Angst. Aktuell könnte man den Index schon im Panik-Modus bewerten. Der VIX (Schwankungsindikator) hat sich von seinem 50-Tages-Durchschnitt stark nach oben verabschiedet und man sieht, dass die Stimmung von Investoren nicht viel schlechter sein kann als jetzt.

Historisch waren solche Tage immer Kauftage. Denn bei Panik werden auch gute und solide Unternehmen ausverkauft, die auch und trotz Corona in den kommenden Jahren mit einem soliden Geschäftsmodell sehr erfolgreich sein werden.

Eins wird in dieser Phase deutlich:

  • Wenn Sie den Schmerz an der Börse nicht aushalten, dann sollten Sie sich vom Kapitalmarkt verabschieden.
  • Geldanlage sollte immer von finanziellen Zielen geprägt sein und nicht von Gier und Angst. Wann brauche ich mein Geld wieder und wie viel kann ich langfristig investieren. Aus den finanziellen Zielen leitet sich ein Anlagehorizont ab.
  • An der Börse geht es nicht um einen Sprint über 100 Meter, sondern um einen Marathon, der mit so manchem Muskelkater zu tun hat.
  • Es ist immens wichtig, seine Risikobereitschaft klar zu definieren und an dieser auch an wiedrigen Tagen festhalten, auch wenn es manchmal schwerfällt.

Wir stehen zu unserer grundsätzlichen Philosophie, dass an Investmentfonds gerade in diesen Zeiten langfristig kein Weg vorbei führen wird und wir auch diesen Abschwung im Rückspiegel als Lernkurve verbuchen können, unserer Philosophie treu zu bleiben.

Sie haben Fragen? Rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns eine Email.

Bleiben Sie vor allen Dingen gesund und gelassen.


Allgemeiner Risikohinweis

Keine Anlage ist ohne Risiko. Der Wert eines Investments kann während der Laufzeit einer Vielzahl von Marktrisiken, wie dem Zinsrisiko, dem Kursrisiko, dem Schwankungsrisiko, dem Währungsrisiko, dem Bonitätsrisiko anderer Marktteilnehmer usw. unterliegen. Aufgrund ungünstiger Entwicklungen dieser Faktoren kann das eingesetzte Kapital zuzüglich der entstandenen Kosten vollständig verloren sein. Bei der Investition in Investmentfonds ist das Totalverlustrisiko durch die breite Streuung sehr unwahrscheinlich. Selbst wenn einzelne Wertpapiere einen Totalverlust erleiden sollten, ist ein Gesamtverlust durch die breite Diversifikation unwahrscheinlich. Ein Investmentfonds ist ein Sondervermögen, das nach dem Grundsatz der Risikostreuung in verschiedenen Einzelanlagen (z.B.in Aktien, Anleihen, wertpapierähnlichen Anlagen oder Immobilien) investiert ist. Ein Depotinhaber kann mit dem Kauf von Investmentanteilen an der Wertentwicklung sowie den Erträgen des Fondsvermögens teilhaben und trägt anteilig das volle Risiko der durch den Anteilschein repräsentierten Anlagen. Bei Investmentfonds, die auch in auf fremde Währung lautende Wertpapiere investieren bzw. in Fremdwährung geführt werden, muss berücksichtigt werden, dass sich neben der normalen Kursentwicklung auch die Währungsentwicklung negativ im Anteilspreis niederschlagen kann und Länderrisiken auftreten können, auch wenn die Wertpapiere, in die der Investmentfonds investiert, an einer deutschen Börse gehandelt werden. Durch die Aufwertung des Euro (Abwertung der Auslandswährung) verlieren die ausländischen Vermögenspositionen – am Maßstab des Euro betrachtet – an Wert. Zum Kursrisiko ausländischer Wertpapiere kommt damit das Währungsrisiko hinzu. Die Währungsentwicklung kann einen Gewinn aufzehren und die erzielte Rendite so stark beeinträchtigen, dass eine Anlage in Euro oder in Vermögenspositionen der Eurozone unter Umständen vorteilhafter gewesen wäre. Die Angaben über die bisherige Wertentwicklung stellen keine Prognose für die Zukunft dar. Zukünftige Ergebnisse der Investmentanlage sind insbesondere von den Entwicklungen der Kapitalmärkte abhängig. Die Kurse an der Börse können steigen und fallen. Investmentfonds unterliegen dem Risiko sinkender Anteilspreise, da sich Kursrückgänge der im Fonds enthaltenen Wertpapiere im Anteilspreis widerspiegeln.